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FAQ

Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters - FAQ


Wer baut?
Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Amt Karlsruhe des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, baut DAS NEUE STAATSTHEATER. Die beiden Träger, die Stadt Karlsruhe und das Land Baden-Württemberg, finanzieren die Sanierung und Erweiterung je zur Hälfte.

Wer sind die Architekten?
Das Architekturbüro DMAA (Delugan Meissl Associated Architects) aus Wien in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Architekturbüro Wenzel + Wenzel sind die Architekten. Fachingenieurinnen und Fachingenieure aus unterschiedlichen Bereichen komplettieren das Planungsteam.

Warum muss saniert und erweitert werden?
Das Gebäude ist seit 1975 durchgehend in Betrieb. Selbstverständlich werden regelmäßig Instandhaltungsmaßnahmen umgesetzt. Doch auch regelmäßige Instandhaltungen haben Grenzen. Bei Gebäuden wird im Rahmen der Betrachtung von Lebenszykluskosten von einer Nutzungsdauer von im Schnitt 50 Jahren bis zu einer Generalsanierung bzw. einem Ersatzneubau ausgegangen. Bei technischen Anlagen wird eine Nutzungsdauer von maximal 25 Jahren angesetzt.

Der technische und bauliche Zustand des Badischen Staatstheaters ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Generalsanierung. In Karlsruhe entsprechen wesentliche technische Anlagen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik sowie den heutigen Arbeits- und Sicherheitsstandards. Die bestehenden Defizite werden aufgrund des Bestandsschutzes und auch im Hinblick auf die anstehende Sanierung momentan noch geduldet. Die Räumlichkeiten und Anlagen wären heute so aber zum Teil nicht mehr genehmigungsfähig. Zur Einhaltung der Arbeitsstättenrichtlinien müssen adäquate Flächen durch Erweiterungen beispielsweise im Werkstattbereich und für den Musikalischen Apparat bereitgestellt werden. Hinzu kommen Flächen- und Strukturdefizite, die bereits aus der Erbauungszeit resultieren und die sich durch die künstlerische und inhaltliche Weiterentwicklung des Theaters verstärkt haben. Die Arbeitsplätze für die rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und hinter der Bühne gilt es zu erneuern - gesetzeskonform und funktional.

Mit der Sanierung und Erweiterung werden bis auf das Kulissenlager alle Spielstätten und Proberäume am Hauptstandort des Badischen Staatstheaters zusammengeführt.

Was würde passieren, wenn man nichts täte?
Wenn ein Gebäude bestimmten sicherheitstechnischen Vorgaben und Gesetzen - zum Beispiel den Brandschutz betreffend - nicht mehr genügt, kann es im schlimmsten Fall mit sofortiger Wirkung geschlossen werden. So musste beispielweise das Stadttheater in Heidelberg 2006 wegen erheblicher baulicher Mängel geschlossen werden. In Karlsruhe können in der Europahalle seit 2014 wegen unzureichender Brandschutztechnik keine Großveranstaltungen mehr durchgeführt werden.

Einer entsprechenden Entwicklung wollten sowohl der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters als auch der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe mit ihren Beschlüssen zur Sanierung und Erweiterung entgegenwirken. Diese rechtzeitige Entscheidung ermöglicht eine nachhaltige und zukunftsorientierte Planung des Theater-Um- und Neubaus. Damit einher geht die Chance der Umgestaltung des Theaters einschließlich der Neugestaltung des Hermann-Levi-Platzes in ein offenes Haus für die Stadtgesellschaft.

Warum ist neben der Sanierung auch eine Erweiterung notwendig?
Als das Badische Staatstheater in den 1960er-Jahren geplant wurde, musste das Bauprogramm aus Kostengründen gekürzt werden. Die Folge: Das neu errichtete Gebäude bot bald nicht mehr genug Platz für das Staatstheater. Funktionsbereiche wie beispielsweise Proberäume mussten ausgelagert werden. Das bringt erheblichen Aufwand für Transport und Logistik mit sich.

Im Frühjahr 2012 entschied sich der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters daher nicht allein für die notwendige Sanierung, sondern auch für eine Erweiterung um ein Schauspielhaus. Damit sollen alle Proberäume und Spielstätten am Standort des Hauptgebäudes zusammengeführt werden.

Eine reine Sanierung im Bestand ohne Erweiterungen wäre zunächst günstiger. Allerdings ermöglicht eine ausschließliche Sanierung keine Verbesserungen für das Badische Staatstheater und die Besucherinnen und Besucher. Im Gegenteil: Um den aktuellen gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien im Bestand ohne Erweiterungen gerecht werden zu können, müsste der Spiel- und Theaterbetrieb des Badischen Staatstheaters grundsätzlich reduziert werden (Sparten, Aufführungen etc.). Für die Sanierung des Bestandgebäudes müsste der Spiel- und Theaterbetrieb des Hauptgebäudes ausgelagert werden. Werden all diese Aspekte berücksichtigt, wären die Kosten einer reinen Sanierung im Verhältnis ebenfalls sehr hoch.

Was haben Besucherinnen und Besucher, Bürgerinnen und Bürger der Stadt Karlsruhe von dem Um- und Neubau zum NEUEN STAATSTHEATER?
DAS NEUE STAATSTHEATER ist mehr als ein Theater. Über den Vorstellungsbesuch hinaus steht das Foyer des NEUEN STAATSTHEATERS den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt künftig ganztägig offen. Barrierefrei in jeder Hinsicht empfängt es seine Gäste. Das umfasst räumliche, aber auch soziale und kulturelle Barrieren. Maßnahmen wie ein direkter barrierefreier Zugang aus der Tiefgarage ins Theater oder auch die „Toilette für alle“ sind im Konzept mitbedacht. Wechselnde Ausstellungen, ein Café, ein Restaurant, Sitzmöglichkeiten, die keinen Konsum voraussetzen und WLAN sollen einladen, das Foyer als Aufenthalts- und Arbeitsort anzunehmen – als einen unkommerziellen Freiraum im Herzen der Stadt.

Mit der Neugestaltung des Theatervorplatzes wird eine neue Verbindung zwischen traditionsreicher Stadtmitte und lebendiger Südstadt eröffnet. Die Stadt rückt zusammen, indem sie ihren Bürgerinnen und Bürgern einen wertvollen Erholungsort zur Verfügung stellt. DAS NEUE STAATSTHEATER nach dem Entwurf des Architekturbüros Delugan Meissl Associated Architects gibt dem Platz einen Rahmen. Die architektonische Transparenz des neuen Gebäudes fördert den Dialog zwischen Besucherinnen und Besuchern, Künstlerinnen und Künstlern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - zwischen der Stadt und seinem Theater.

Für sein Publikum und mit seinem Publikum muss sich Theater weiterentwickeln. Die notwendigen Anforderungen an einen funktionalen, nachhaltigen und barrierefreien Veranstaltungsraum werden mit der Sanierung umgesetzt. Allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt soll es ein offener Ort des Austausches und des Innehaltens sein.

Bringt die Sanierung und Erweiterung auch energetische Verbesserungen?
Im Zuge der Sanierung und Erweiterung werden umfassende energetische Maßnahmen umgesetzt. Bei der Planung und Baudurchführung werden die Grundzüge des nachhaltigen Bauens beachtet. Die Gebäudehülle wird durch die Erneuerung der Fenster, der Dämmung des Flachdaches und weitere Maßnahmen energetisch deutlich verbessert. Die Anforderungen zum Primärenergiebedarf nach dem Gebäudeenergiegesetz GEG 2020 werden unterschritten. Ergänzend zur ursprünglich geplanten konventionellen Kälteerzeugung ist der Einsatz einer oberflächennahen geothermischen Brunnenanlage zur Kühlung geplant. Um das Solarpotential zu erschließen, wurden bereits umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Für geeignete Flächen werden Photovoltaik-Anlagen geplant, um damit ergänzend zur Brunnenkühlung der Forderung zum Einsatz erneuerbarer Energien gerecht zu werden. Für die Lüftungsanlagen werden hohe Effizienzklassen vorgesehen. Die Wärmeversorgung erfolgt über umweltfreundliche Fernwärme mit einem energetisch sehr guten Primärenergiefaktor von fp = 0.26.

Wie viel werden die Sanierung und Erweiterung kosten?
Die aktuelle Kostenschätzung wurde im Juli 2020 erstellt. Die Gesamtbaukosten werden unter Zugrundelegung eines Risikoaufschlags von 25% auf eine Größenordnung von bis zu 389 Millionen Euro geschätzt. Aufgrund des großen Einflusses der Baupreisentwicklung auf die Gesamtbaukosten wurden die Besonderheiten einer Sanierung im laufenden Spielbetrieb und damit der Bauablauf und die Bauzeit intensiv in den Blick genommen. Der Verwaltungsrat hat im November 2020 ein Szenario empfohlen, das etwa 12 Jahre Bauzeit benötigt, allerdings den Betrieb weniger beeinträchtigt und weniger Auslagerungen benötigt. Bei der angenommenen Bauzeit von etwa 12 Jahren und unter der Annahme, dass die Baupreise weiter kontinuierlich steigen, ergibt sich eine Größenordnung von bis zu 508 Millionen Euro. In dieser Zahl sind die Kosten für Interimslösungen und die Freianlagen sowie verschiedene nutzerspezifische Kosten nicht enthalten.

Wie lange wird die Sanierung und Erweiterung dauern?
Die Planungen werden in enger Abstimmung zwischen den Beteiligten immer weiter konkretisiert. Besonders herausfordernd sind dabei die Bauarbeiten im Bestand und bei laufendem Spielbetrieb. Prämisse ist eine möglichst optimierte Bauzeit. Aktuell wird eine Bauzeit von 12 Jahren angestrebt. Bei den Abstimmungen werden der parallel laufende Betrieb des Badischen Staatstheaters sowie erforderliche externe und interne Interime mitberücksichtigt.

Wann könnten die Bauarbeiten beginnen?
Seit Anfang 2020 werden die für einen Baubeginn erforderlichen Vorwegmaßnahmen ausgeführt. Dazu gehören die Verlegung der Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage und die Errichtung eines provisorischen „Neuen Entrées“. Die Hauptmaßnahme, die in drei Modulen umgesetzt werden soll, wird unterdessen weitergeplant. Für Modul 1, die Erweiterung um ein Schauspielhaus (Junges Staatstheater, Studio- und Werkstattbühne mit entsprechenden Proberäumen und Gastronomiebereich mit Außenbewirtung), wurde Anfang des Jahres der Bauantrag bei der Stadt Karlsruhe eingereicht. Die Planer und Planerinnen bereiten einen Baubeginn ab Mitte 2022 vor.

Voraussetzung für den Baubeginn ist jedoch, dass der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe und der Landtag von Baden-Württemberg den Planungen zustimmen und entsprechende Mittel für die Finanzierung bereitstellen.

Warum sind die Vorwegmaßnahmen erforderlich?
Die Vorwegmaßnahmen sind insbesondere notwendig, um das neue Schauspielhaus erstellen zu können. "Das Neue Entrée" wird als provisorischer Empfangsbereich und Zugang zum Gebäude errichtet, der bis zum Beginn von Modul 2 benötigt wird. Neben der Abendkasse und den Garderoben ist hier eine ganztägig geöffnete Gastronomie mit Außenterrasse verortet. "Das Neue Entrée" soll ab Herbst 2021 in Betrieb gehen. Die Ein- und die Ausfahrt der Tiefgarage wurden im Zuge der Vorwegmaßnahmen bereits verlegt.

Warum wird nicht neu gebaut? Wäre das nicht günstiger?
Die Kosten für einen Neubau des Badischen Staatstheaters wurden untersucht und grob geschätzt. Als Basis wurde das für den Betrieb des Badischen Staatstheaters erforderliche Raumprogramm, das auch der Sanierung und Erweiterung zugrunde liegt, sowie Kostenkennwerte herangezogen. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Neubaukosten in der Größenordnung der Kosten für die Sanierung und Erweiterung liegen. Allerdings müsste für einen Neubau eine neue Planung erfolgen. Die durch den späteren Baubeginn resultierenden Baupreissteigerungen führen zu höheren Kosten.

Da kein geeigneter alternativer Standort in Karlsruhe vorhanden ist, wurde auch die Möglichkeit untersucht, das bestehende Staatstheater abzubrechen und neu zu errichten. Dann wäre allerdings über die komplette Bauzeit ein Interim für den gesamten Spiel- und Theaterbetrieb des Badischen Staatstheaters erforderlich, was neben den Kosten durch Baupreissteigerungen aus einem späteren Baubeginn ebenfalls zu höheren Kosten als die aktuelle Planung führen würde.

Welche Bauphasen wird es geben?
Es ist geplant, die Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters nach Abschluss der Vorwegmaßnahmen in drei Modulen umzusetzen. Jedes Modul stellt dabei andere Anforderungen an die Koordination von Baustelle und Spiel- und Theaterbetrieb. Unter anderem müssen die Arbeiten auf sehr beengtem Raum und teils sehr schwierigem Untergrund erfolgen, die Baustellenlogistik ist anspruchsvoll.

Modul 1 - Kleines Haus: Hier entsteht die Erweiterung um ein Schauspielhaus. Die Baumaßnahme umfasst im Wesentlichen das heutige Kleine Haus, das Junge Staatstheater sowie zugeordnete Büros dun Funktionsräume.
Modul 2 - Erweiterung und Umstrukturierung des Musikalischen Apparats: Hier entstehen im Wesentlichen Probenräume für das Orchester, den Chor und das Ballett.
Modul 3 - Großes Haus: Hier werden das Opernhaus saniert sowie das Foyer und Teile der Werkstattbereiche erweitert. Darüberhinaus werden auch das Studio und die Werkstattbühne bezugsfertig.

Nach Abschluss der Erweiterung und Sanierung beträgt die Nutzungsfläche des Badischen Staatstheaters über 32.000 Quadratmeter.

Weitere Informationen gibt es unter Fakten und Konzept

Was bedeutet eine Sanierung und Erweiterung für den Spiel- und Probenbetrieb?
Die Sanierung und Erweiterung soll grundsätzlich bei parallel stattfindendem Spiel- und Theaterbetrieb durchgeführt werden. Auslagerungen werden damit nur für einzelne Bereiche über gewisse Zeiten erforderlich. Um die Baumaßnahmen möglichst störungsfrei durchführen zu können, müssen die Zeiten für Proben und Aufführungen des Theaters teilweise angepasst werden. Beispielsweise werden die Spiel-zeitpausen verlängert, um große und komplexe bauliche Eingriffe möglichst unterbrechungsfrei durchführen zu können.

Für den Neubau des Schauspielhauses in Modul 1 werden keine Auslagerungen benötigt.

Mit Beginn der Erweiterung des musikalischen Apparats in Modul 2 wird der Studiobetrieb vor Ort nicht mehr möglich sein. Die Orchesterprobe kann im Haupthaus in den neu geschaffenen Räumlichkeiten verbleiben. Die Chorprobe und Kostümschneiderei sowie Teile der Verwaltung müssen ausgelagert werden.

Mit Beginn der Sanierung und Erweiterung des Großen Haus in Modul 3 wird eine Ersatzspielstätte für das Große Haus benötigt. Die Werkstätten werden ausgelagert, die Kostümschneiderei verbleibt noch an ihrem Interimsstandort. Alle übrigen Nutzungen finden ihren Platz im neuen Modul 2. Hierdurch soll auch während der Bauzeit die künstlerische Exzellenz von Oper und Ballett erhalten und den Bürgerinnen und Bürgern wie auch den vielen Besuchern und Besucherinnen ein vielfältiges Programm angeboten werden.

Was passiert mit dem Theatervorplatz?
Die bestehenden Freiflächen um das Badische Staatstheater in Karlsruhe wurden gemeinsam mit dem Neubau des Theaterbaus im Jahr 1975 fertiggestellt. Im Zuge der Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters sollen die Freiflächen neu und ansprechend gestaltet werden. Der Hermann-Levi-Platz soll als wichtiger Stadtraum im Zeichen des Dialogs, der Kulturkommunikation und der Klima-anpassung stehen. Ein entsprechender Gestaltungswettbewerb wird bis Ende 2021 durchgeführt. Im Preisgericht sind Stadt und Land vertreten.

Die Neugestaltung der Freianlagen wird in wesentlichen Teilen voraussichtlich erst nach Abschluss der Gesamtbaumaßnahme ausgeführt werden. Soweit Teile bereits während der Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters realisiert werden können, werden sie vorgezogen.

Wie wird von Stadt und Land über die Sanierung und Erweiterung des BADISCHEN STAATSTHEATERS entschieden?
Der fachliche Entscheidungsprozess läuft im Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters. Dieses Gremium setzt sich aus gewählten Vertreterinnen und Vertretern der im Gemeinderat der Stadt Karlsruhe und im Landtag von Baden-Württemberg vertretenen Fraktionen zusammen sowie aus Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierung und der Stadt Karlsruhe. Der Verwaltungsrat liefert dem Gemeinderat und dem Landtag Entscheidungsgrundlagen und Empfehlungen für die Belange des Badischen Staatstheaters. In den regelmäßigen Sitzungen des Verwaltungsrates werden alle für das Staatstheater wichtigen Themen besprochen. Nach den Sitzungen wird die Öffentlichkeit in der Regel über die Ergebnisse informiert. Die Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen berichten in ihren Gremien, um ihre Kolleginnen und Kollegen für Entscheidungen im Gemeinderat und im Landtag über die Staatstheater vorzubereiten. Dies ist die klassische Arbeitsweise einer repräsentativen Demokratie.

Welche Entscheidungen sind schon gefallen und wann wird von der Stadt und vom Land über weitere Schritte entschieden?
Im Juni 2015 wurde der Planungswettbewerb für die Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters entschieden. Als Sieger wurde das Architekturbüro DMAA (Delugan Meissl Associated Architects) aus Wien gekürt.

Der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters hat sich am 21. Juli 2017 auf Grundlage des fortgeschriebenen Planungsstandes mit Vollkosten von bis zu 325 Millionen Euro für die Fortführung der Maßnahme ausgesprochen. Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat am 26. September 2017 auf dieser Grundlage der Fortführung des Projekts zugestimmt.

Für die laufenden Planungen und die Vorwegmaßnahmen haben Stadt und Land bereits rund 36 Millionen Euro bereitgestellt.

In der Sitzung des Verwaltungsrats am 30. November 2020 wurde aufgrund der Entwicklung des Projekts und der Baukosten auf bis zu 389 Millionen Euro einschließlich eines Risikoaufschlags von 25% die Weiterverfolgung eines Szenarios empfohlen, das nach Anpassungen der Module 12 Jahre Bauzeit benötigt. Bei diesem Szenario werden die externen Auslagerungen auf ein Minimum reduziert und der Theaterbetrieb des Badischen Staatstheaters hinsichtlich Transport und Logistik weniger beeinträchtigt.

Als nächste Entscheidungen stehen ein Beschluss des Gemeinderats der Stadt Karlsruhe sowie des Landtags von Baden-Württemberg im Rahmen der Haushaltsaufstellung über den Kostenrahmen und die Fortführung der Sanierung und Erweiterung an.

Warum sind die Kostenschätzungen seit dem Wettbewerb gestiegen?
Die erste Schätzung lag bei 125 Millionen Euro. Sie wurde bei der Auslobung des Planungswettbewerbs im Jahr 2014 auf Grundlage eines abstrakten Raumprogramms für die Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters grob geschätzt. Im abstrakten Raumprogramm sind die grundsätzlichen Quantitäten und Qualitäten des Bedarfs beschrieben.

Erst mit einem Wettbewerbsergebnis und den darauf aufbauenden Planungen wird das zunächst abstrakte Raumprogramm in einen konkreten Gebäudeentwurf übersetzt, mit fortschreitender Planungstiefe werden die Kosten belastbarer. Eine Vorsorge für Baupreissteigerungen und Bauherrenrisiken war in der Kostenschätzung des Wettbewerbs noch nicht enthalten.

Wesentliche Gründe für die Kostenentwicklung seit der Auslobung und dem Abschluss des Wettbewerbs 2015 sind die im Entwurf vorgesehene Vergrößerung der Flächen sowie eine notwendige, erheblich umfangreichere Eingriffstiefe in den Bestand als zunächst angenommen. Weitere Gründe sind detailliertere Planungen der technischen Anforderungen beziehungsweise höhere Anforderungen an die technischen Standards des Badischen Staatstheaters. Es müssen hohe akustische, klimatische und statische Anforderungen erfüllt werden. Für die Erweiterung und Sanierung haben sich dadurch bis Sommer 2017 Vollkosten in Höhe von bis zu 325 Millionen Euro ergeben.

Am 17. Juli 2020 wurde der Verwaltungsrat über die Entwicklung des Projekts und der Baukosten auf bis zu 389 Millionen Euro informiert. Die Kostensteigerung im Zeitraum von 2017 bis heute liegt an der Fortschreibung der Vorwegmaßnahmen, erforderlicher wiederholter Planungen durch den Wechsel des Haustechnikbüros mit entsprechend zeitlicher Verzögerung von zwei Jahren und dadurch bedingten Baupreissteigerungen sowie an der vertiefenden Bearbeitung weiterer Planungsbereiche. Zudem sind die zwischenzeitlich höher angesetzten Baunebenkosten und die seit 2017 deutlich gestiegenen Baupreise berücksichtigt. Unter Zugrundelegung auch künftig steigender Baupreise und einer zwischenzeitlich angenommenen Bauzeit von 12 Jahren ergibt sich der Kostenrahmen von bis zu 508 Millionen Euro.

Sollte man für das Geld, das für die Sanierung und Erweiterung eingesetzt werden soll, nicht lieber Schulen, Straßen und Kitas bauen?
Sowohl Stadt als auch Land haben weitere wichtige Aufgaben. Diese werden selbstverständlich angegangen - auch wenn das BADISCHE STAATSTHEATER saniert und erweitert wird. Das Land Baden-Württemberg gibt im Jahr rund 50 Milliarden Euro aus. Über 12 Jahre gerechnet entspricht der Landesanteil für die Sanierung und Erweiterung des Karlsruher Hauses etwa 0,04 Prozent des Haushaltsvolumens. Bezogen alleine auf die Bauprojekte des Landes über etwa 1 Milliarde Euro pro Jahr entspräche der Landesanteil etwa 2,1 Prozent. Und das alles bei Kalkulation des höchsten Wertes (inklusive Baupreissteigerungen und Risikopuffer).

BEANTWORTUNG OFFENER FRAGEN AUS DEM VIRTUELLEN BÜRGERFORUM 14.05.2021

Welche Alternative gibt es, wenn wir uns dieses schöne und wünschenswerte Projekt angesichts vielfältiger Sparzwänge und künftigen Herausforderungen – u.a. infolge von Corona – nicht leisten können?

Die Vorgaben der Arbeitsplatzsicherheit sowie der Barrierefreiheit entsprechen nicht mehr den aktuellen Vorgaben. Bis zu 3 Mio. € werden jährlich aufgewendet, um die Brandschutzauflagen zu erfüllen und weitere Reparaturen vorzunehmen, die notwendig sind, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Zu dieser Summe kämen die aufgrund der geplanten großen Sanierungsmaßnahme zurückgestellten Maßnahmen wie eine grundsätzliche Erneuerung der Mittelspannungsanlage und der Niederspannungshauptverteilung sowie Maschinerien der Bühnentechnik und der Austausch der Inspizientenanlage hinzu. Die Lebensdauer der Aufzugsanlagen, bühnentechnischen Anlagen wie auch der Drehbühne ist begrenzt. Anlagen, die nicht rechtzeitig erneuert werden, können jederzeit zu einem Ausfall des Spielbetriebs führen.

Bei den externen Gebäuden wie Insel oder Nancyhalle sind die Defizite noch gravierender. Diese müssten umfangreich saniert oder durch Neubauten ersetzt werden. In den vergangenen Jahren wurde insbesondere bei der Elektrotechnik sehr viel Geld für die Herstellung des Brandschutzes aufgewendet, einschließlich dem Einbau einer flächendeckenden Brandmeldeanlage, Einbau einer akustischen Alarmierung sowie Sprachalarmierungsanlage.

Mit anderen Worten: die jährlich aufzubringenden Bauunterhaltungskosten müssten immer mehr steigern, um den Spielbetrieb zu ermöglichen.
Wenn nämlich ein Gebäude bestimmten sicherheitstechnischen Vorgaben und Gesetzen - zum Beispiel den Brandschutz betreffend - nicht mehr genügt, kann es im schlimmsten Fall mit sofortiger Wirkung geschlossen werden. So musste beispielweise das Stadttheater in Heidelberg 2006 wegen erheblicher baulicher Mängel geschlossen werden. In Karlsruhe können in der Europahalle seit 2014 wegen unzureichender Brandschutztechnik keine Großveranstaltungen mehr durchgeführt werden.
Einer entsprechenden Entwicklung wollten sowohl der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters als auch der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe mit ihren Beschlüssen zur Sanierung und Erweiterung entgegenwirken. Diese rechtzeitige Entscheidung ermöglicht eine nachhaltige und zukunftsorientierte Planung des Theater-Um- und Neubaus. Damit einher geht die Chance der Umgestaltung des Theaters einschließlich der Neugestaltung des Hermann-Levi-Platzes in ein offenes Haus für die Stadtgesellschaft.

Auf welche Statistik hat sich Herr Dr. Mentrup bezogen, als er die Zuschaueranzahl aus dem Jahr 2019 zitiert hat? Ist diese öffentlich einsehbar?

Herr Dr. Mentrup bezog sich auf das Statistische Jahrbuch 2020 des Amtes für Stadtentwicklung. Hier wird auf S. 251 aufgeführt, dass das Badische Staatstheater im Jahr 2019 326.073 Besucherinnen und Besucher in 1.422 Aufführungen hatte. Die dort genannten Zahlen basieren auf der Besucherstatistik des Badischen Staatstheaters.
Die Statistik des Amtes für Stadtentwicklung ist veröffentlicht als Print und im Internet auf der städtischen Website.

Kommen nach Einsparungen in Millionenhöhe in den letzten vier Jahren nun weitere Sparrunden auf die Mitarbeiterschaft des BST zu?

Das Badische Staatstheater erwirtschaftet, wie alle andere Theater auch, seit dem Doppelhaushalt 2017/2018, die beschlossenen Vorgaben aus dem Haushaltsstabilisierungsprozess. Die Frage, ob weitere Einsparvorgaben zukünftig zu erwirtschaften sind, kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden. Zur Zeit arbeitet die Verwaltung an der Aufstellung des kommenden Doppelhaushalt 2022/2023. Der Entwurf wird im Oktober in den Gemeinderat eingebracht wird und im Dezember im Gemeinderat beraten werden.